Silja Tillner, Architektin, Lehrende und ehemaliges Mitglied des aspern Beirates, sprach ebenso den Klimawandel als größte Herausforderung für Planer an. Sie plädierte für die Anwendung der Prinzipien der „10 Rs“ der Kreislaufwirtschaft im Hochbau: Refuse, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle und Recover. Die IBA Wien sei dafür eine große Chance gewesen, weil sie zusätzliche Innovationen eingebracht habe, so Tillner. Außerdem brach sie eine Lanze für den Wiener sozialen Wohnbau, der immer schon von Innovationen geprägt war. Lernen könnten Architekten und Stadtplaner auch von der Siedlerbewegung, die bereits vor hundert Jahren sozialreformerische Mustersiedlungen errichtet hat. Bausteine seien dabei die „bürgerschaftliche Eigeninitiative“ und die Eigenarbeit der Bewohner gewesen, die heute vor dem Hintergrund hoher Baukosten wieder interessant sein könnte, meint Tillner. Der Ziegel sei dabei der ideale Baustoff für Selbstbauprojekte, weil er klein und handlich sowie einfach in der Anwendung sei.
Ein Ball, den Johann Marchner, Geschäftsführer, CEO der Wienerberger Österreich GmbH, gerne aufgriff. Seit 200 Jahren habe das Unternehmen viel für leistbares Bauen und Wohnen, aber auch Klimaresilienz beigetragen. An die Partner – Architekten, Stadtplaner und Stadtväter und -mütter – richtete Marchner den Appell: „Lasst uns die bauphysikalischen Kennwerte der Baustoffe nutzen“ – gemeint war damit etwa die Speichermasse von Ziegel, mit deren Hilfe der Weg von der Übertechnologisierung zu einer wartungsarmen und kosteneffizienten Bauweise möglich sei. Als Beispiel zeigte Marchner das Konzept „2226“ der Architekten Baumschlager Eberle, das ohne Heizung oder Kühlung auskomme und nur aufgrund einer Ziegelwandstärke von 76 Zentimetern die Luftfeuchtigkeit reguliert und die Raumtemperatur konstant zwischen 22 und 26 Grad hält. Neben dem Wohnbau „Die drei Schwestern“ in der Seestadt Aspern kündigte Marchner drei Bürogebäude an, die dort nach diesem Prinzip ab Herbst errichtet werden.
Interessante und kontroverse Diskussionen wurden unter reger Beteiligung des Publikums nach Abschluss der Vorträge auch beim Buffet fortgesetzt.